Hobby Viel los in der Oldtimer-Szene

Uwe Prins
|
Von Uwe Prins
| 22.03.2024 12:37 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Artikel hören:
Der Verschluss des Wasserkühlers eines Rolls Royce ist nicht einfach nur ein Deckel. Die Kühlerfigur heißt offiziell „Spirit of Ecstasy“, in der Branche wird sie liebevoll „Emily“ genannt. Oldtimer schreiben viele Geschichten – wahrscheinlich auch ein Grund, weshalb sie so beliebt sind. Foto: Prins
Der Verschluss des Wasserkühlers eines Rolls Royce ist nicht einfach nur ein Deckel. Die Kühlerfigur heißt offiziell „Spirit of Ecstasy“, in der Branche wird sie liebevoll „Emily“ genannt. Oldtimer schreiben viele Geschichten – wahrscheinlich auch ein Grund, weshalb sie so beliebt sind. Foto: Prins
Artikel teilen:

Auch in diesem Jahr sind viele Veranstaltungen in der Region geplant. Historische Fahrzeuge sind beliebt, aber nicht unumstritten.

Ostfriesland - Insgesamt rund 800.000 Oldtimer waren im Januar vergangenen Jahres in Deutschland zugelassen. Aktuellere Zahlen vom Kraftfahrt-Bundesamt liegen noch nicht vor, für 2024 ist aber mit einem weiteren Anstieg zu rechnen, da weitere Modelle das relevante Alter von 30 Jahren erreichen und sich in der Szene immer mehr Autofans finden. So strömten im Januar fast 46.000 Besucher zur Motor Classic Show in Bremen.

Nach Angaben des gemeinnützigen Bundesverbandes Oldtimer-Youngtimer (Deuvet) haben sieben Millionen Deutsche ein Interesse an Oldtimern, fast die Hälfte der Bevölkerung (43 Prozent) freut sich, klassische Fahrzeuge zu sehen.

3000 Werkstätten und Autohäuser mit 9000 Beschäftigen haben sich außerdem auf Oldtimer und Youngtimer spezialisiert. Dazu kommen 3000 Händler von Ersatzteilen und Zubehör. Deuvet beziffert den Gesamtumsatz mit Oldtimern und Youngtimern in Deutschland auf 16 Milliarden Euro – pro Jahr.

Auch Oldtimer-Treffs in der Region glänzen mit Modellvielfalt: Zusehen sind hier (von links) NSU TT, Fiat 500, Golf II, hinten zwei Bullis. Foto: privat
Auch Oldtimer-Treffs in der Region glänzen mit Modellvielfalt: Zusehen sind hier (von links) NSU TT, Fiat 500, Golf II, hinten zwei Bullis. Foto: privat
Aber nicht alles ist Chrom, was glänzt: „Der Kulturkampf gegen das Auto hat die Oldtimer erfasst“, titelte „Die Tageszeitung“ (TAZ) im Juli vergangenen Jahres. Da hatte der Bundesrechnungshof gerade die pauschale Kfz-Steuer für Oldtimer als „weder angemessene noch zeitgemäße Begünstigung“ gerügt, worauf in der Bundespolitik – mal wieder – Diskussionen um Zulassungsverbote und Daseinsberechtigungen historischer Fahrzeuge entbrannten.

Die EU hat ein Verbot von Verbrennungsmotoren für neu zugelassene Fahrzeuge ab 2035 beschlossen. Gegner der Altautos feixten bereits – da das Verbot letztlich zu einer Einschränkung des Diesel- und Superbenzin-Angebots führen könnte. Das Szenario, Oldtimer würden wegen Spritmangels liegenbleiben, wird in der Szene allerdings nicht wirklich erst genommen. Zum einen ist zumindest derzeit ein breites Tankstellen-Sterben kaum vorstellbar, zum anderen vertragen die meisten Motoren historischer Fahrzeuge sogenannte E-Fuels – diese chemisch hergestellten Kraftstoffe stehen bei vielen Automobil-Herstellern im Fokus, was Forschung und Erzeugung angeht.

Zum Bockhorner Oldtimermarkt (7. bis 9. Juni) werden wieder mehr als 1000 Aussteller erwartet. Besucher können sich auf rund 6000 Fahrzeuge freuen. Foto: privat
Zum Bockhorner Oldtimermarkt (7. bis 9. Juni) werden wieder mehr als 1000 Aussteller erwartet. Besucher können sich auf rund 6000 Fahrzeuge freuen. Foto: privat
Wie auch immer die Diskussion weitergeht: Für eingefleischte automobile Traditionalisten ist ein mehrere Jahrzehnte altes Auto zum einen historisches Kulturgut, das es zu bewahren gilt. Und zum anderen ist der Besitz eines Oldtimers ein Statement gegen die Wegwerfgesellschaft. „Ein mögliches Verbot bedeutet Verzicht auf ökologische Vorteile, Nachhaltigkeit und individuelle Freiheit“, sagt Deuvet-Vizepräsident Jan Hennen. Mit den ökologischen Vorteilen ist in erster Linie die Einsparung von Ressourcen gemeint. Den größten ökologischen Abdruck erzeugt ein Fahrzeug nämlich nach wie bei der Produktion – und dabei spielt es zunächst einmal keine Rolle, ob das Auto anschließend von einem Verbrenner ins Rollen gebracht wird, von einem Selbstzünder oder von einem elektrischen oder teilelektrischen Antrieb.

Saisonauftakt an der Weser: Zur Motor Classic in Bremen kamen knapp 46.000 Besucher. Foto: privat
Saisonauftakt an der Weser: Zur Motor Classic in Bremen kamen knapp 46.000 Besucher. Foto: privat
Die Szene erwacht jedenfalls langsam aus dem Winterschlaf. Die Motor Classic in Bremen war traditionell der Auftakt für die erneut vielseitige Veranstaltungssaison (Übersicht im Infokasten). Und in heimischen Garagen und Schuppen oder bei den Schraubern des Vertrauens werden viele Schätzchen aus dem Winterschlaf geholt. Es gibt allerdings auch Vertreter jener Fraktion, die ihre Oldtimer und Youngtimer in der Regel das ganze Jahr über nutzen. „Was hilft’s, ein Auto ist zum Fahren da. Ist ja alles frisch geschweißt am Unterboden“, schreibt Marc Heckert in seinem Blog „Da vorne wird’s hell.“ Es klingt fast so, als ob sich der Westfale bei seinem 123er Coupé mit dem Stern auf dem Kühler entschuldigt.

Diese Termine stehen schon fest

11. und 12. Mai:

Nordenhamer Oldtimertage

12. Mai:

Blue Fox Rallye des Oldtimerclubs Rastede

1. Juni:

Mopedtreffen Töffliheizer in Klostermoor

7. bis 9. Juni:

41. Bockhorner Oldtimermarkt

21. bis 23. Juni:

Scirocco und Corrado Treffen in Bunde

28. bis 30 Juni:

VW Käfer-Treffen Wildeshausen

18. August:

OOC-Oldtimertreff im Motodrom Halbemond

24. und 25. August:

Oldtimertreffen in Cloppenburg

31. August:

American Wheels in Leer

8. September:

OOC-Oldtimer-Zweirad-Treffen in Victorbur

Auf der Webseite des Ostfriesischen Oldtimerclubs werden neue Termine ständig eingepflegt: www.ooc-ev.de