Hongkong (dpa)

Hongkonger Aktivist Joshua Wong muss in Haft

| 23.11.2020 05:16 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Ein Hongkonger Gericht hat entschieden, dass sich der prominente Aktivist Wong und zwei Mitstreiter bis zu einer Urteilsverkündung in Haft begeben müssen. Ihnen drohen bis zu fünf Jahren Gefängnis.

Der prominente Hongkonger Aktivist Joshua Wong und zwei seiner Mitstreiter müssen vorläufig in Haft. Ein Hongkonger Gericht ordnete nach Angaben eines Sprechers von Wong an, dass die Aktivisten bis zum Ende des laufenden Prozesses am übernächsten Mittwoch nicht mehr auf freien Fuß dürfen.

Zum Auftakt der Verhandlung am Montag hatte sich Wong schuldig bekannt, einen unerlaubten Protest organisiert zu haben. Auch seine Mitstreiter Ivan Lam und Agnes Chow bekannten sich schuldig. Dafür könnten ihnen bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen.

Vor dem Gerichtstermin hatte Wong erklärt, er werde sich schuldig bekennen, am 21. Juni des Vorjahres eine nicht genehmigte Versammlung vor dem Polizeipräsidium im Stadtteil Wan Chai organisiert zu haben. Nach Angaben von Wong handele es sich zwar um ein geringfügiges Vergehen. Er und seine Mitstreiter seien aber darauf vorbereitet, eine sofortige Haftstrafe anzutreten. Er hoffe, dass so die weltweite Aufmerksamkeit auf das Hongkonger Justizsystem gelenkt werde, das von Peking manipuliert werde.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte der „Welt“: „Die Inhaftierung von Joshua Wong, Ivan Lam und Agnes Chow noch während des Prozesses ist ein weiteres, extrem besorgniserregendes Zeichen für massive Einschränkungen der Freiheitsrechte durch Polizei und Staatsgewalt in Hongkong.“ Göring-Eckardt forderte die Bundesregierung auf, das Auslieferungsabkommen mit Hongkong - das derzeit auf Eis liegt - zu kündigen.

Der 24-jährige Wong ist eines der bekanntesten Gesichter der Hongkonger Demokratiebewegung; er hatte bereits als Teenager Proteste organisiert. Wong und andere Mitstreiter waren bereits vor drei Jahren im Zusammenhang mit den 2014 begonnenen „Regenschirm-Protesten“ für mehr Demokratie zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen verurteilt worden.

Im vergangenen Jahr hatte es noch deutlich größere Proteste gegen den zunehmenden Einfluss Pekings gegeben. China verabschiedete daraufhin Ende Juni ein Sicherheitsgesetz für Hongkong. Es richtet sich gegen Aktivitäten, die China als subversiv, separatistisch oder terroristisch ansieht. Es ist der bisher weitestgehende Eingriff in Hongkongs Autonomie und gibt Chinas Staatssicherheit weitreichende Vollmachten.

© dpa-infocom, dpa:201123-99-428297/7

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